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MOSKAU, 28. Mai 2009 - Die Geschichte der Weltraumexpedition Nr. 20/21 (nach der ISS-Ankopplung der nächsten "Sojus" an die ISS heißt sie EO-21) weist einige Gemeinsamkeiten und Besonderheiten bei den Fahrten ins All auf.

 

Erstmals fliegt ein kanadischer Astronaut nicht mit einem US-Shuttle, sondern mit einem russischen Schiff zur ISS. Erstmals hält sich in der „Sojus" eine "kosmische Internationale" auf.

Alle drei Besatzungsmitglieder sind Militärs: Der Kanadier Bob Thirsk ist Militärarzt, fuhr auch mit einem U-Boot, der Belgier Frank de Winne war Brigadegeneral der Luftwaffe, darunter dank den Kampfeinsätzen in Jugoslawien. Beide Astronauten waren bereits im Weltraum. Roman Romanenko, Oberstleutnant der russischen Luftstreitkräfte, absolviert seinen ersten Weltraumtrip.

Dabei sind die Aufgaben der Expedition Nr. 20/21 absolut friedlicher Art und sehr human. De Winne wird in der ersten Phase Experimente in Psychologie, Biologie, Strahlungsbiologie und Dosimetrie, Flüssigkeitsphysik und Werkstoffkunde anstellen. Thirsk soll die Besonderheiten des Gleichgewichts und der abweichenden Bewegungen studieren, was für alte Menschen besonders wichtig ist, die bei Bewegungsarmut unter Kopfschwindeln und Schwäche leiden.

Doch nicht von ungefähr bemerkte Romanenko: "Es wird nicht passieren, dass sich jemand dauernd wissenschaftlich arbeite und ein anderer fortwährend die Station überwacht. Die Planungsgruppe im russischen Flugleitzentrum wird die Arbeit so verteilen, dass sich jeder von uns sowohl mit der Stationswartung als auch mit Experimenten befassen wird." In den Stationssektionen werden nicht sich ablösende Schichtarbeiter, sondern Mitarbeiter wohnen.

Wieder ist ein Vertreter unserer Raumfahrer-Dynastie mit von der Partie: Der Vater des Kommandanten, Juri Romanenko, war bereits dreimal im Weltraum. Gemeinsam mit Georgi Gretschko war er beim ersten gezielten Ausstieg in den offenen Weltraum dabei: Im Dezember 1977 prüften sie anderthalb Stunden lang die Unversehrtheit des Ankopplungsadapters der "Saljut-6"-Station.

Die Chefs der drei Weltraumbehörden und Belgiens Thronfolger begleiteten die Besatzung bis zur Startrampe und verfolgten den Countdown. Jetzt wartet alles auf die Ankopplung: Denn mit dem Eintritt der neuen Besatzung in die ISS am 29. Mai wird die Station voll ausgelastet sein.

Bereits in Moskau, beim traditionellen Teetrinken und Uhrenschenken, bemerkte Roskosmos-Chef Anatoli Perminow: Diese Expedition leite eine neue Etappe ein. Ab jetzt und bis zum Betriebsende der Internationalen Raumstation ISS 2015 oder 2020 werden sich in ihren Modulen sechs Gesandte der Erde aufhalten.

Das kam auch früher vor, selbst auf der "MIR-Station", aber nur bei kurzen Shuttle-Besuchen. "Jetzt aber werden Besatzungen aus sechs Personen jedes halbe Jahr die Erfahrungen ihres Aufenthalts in der Umlaufbahn immer intensiver bereichern. Eine solche Besatzung wird die Ressourcen an Bord viel effektiver nutzen und den wissenschaftlich-technischen Fortschritt fördern können", sagte ESA-Direktor Jean-Jacques Dordain auf dem Weltraumbahnhof Baikonur (Kasachstan).

Schon für die gegenwärtige Expedition sind 44 Experimente geplant, mit denen sich auch die "Alteingesessenen" befassen werden: der Russe Gennadi Padalka, der Amerikaner Michael Barratt und der Japaner Koichi Wakata. Im Oktober wird Padalka das Kommando an Frank de Winne übergeben.

Vorläufig führt Russland im Unterschied zur NASA, die bemannte mit unbemannten Flugapparaten kombiniert und die Teleskope mit menschlicher Hilfe im Weltraum perfektioniert, keine groß angelegten Erforschungen des Weltraums durch. Dafür hat die ISS an ihrem Bord den Detektor "Russalka", der den Stand der Treibhausgase nachweist.

Akademiemitglied Lew Seljony, Direktor des Instituts für Raumforschungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, sagte, dass die russischen Forscher nach der Justierung des Geräts mit Hilfe der ganzen ISS-Besatzung eine große Gruppe von Minisatelliten zur Umweltbeobachtung der Erde starten.

Demnach werden die Vertreter aller "Investoren" in den Bau und die Entwicklung der ISS - Russland, USA, Kanada, Japan und die Europäischen Weltraumagentur - ihre Arbeit in der Station aufnehmen.

Die neue Etappe setzt den ISS-Ausbau fort, der mit der gemeinsamen Gestaltung der Station unter Russlands Teilnahme (1993) begann und über den Start des ersten Elements (Modul "Zarya", 1998) zur Mission der ersten ständigen ISS-Besatzung (2000) führte. Am 13. Juni wird das Space Shuttle "Endeavour" zur ISS ein japanisches Kibo-Labor bringen. Russland hat sich ebenfalls verpflichtet, sein Mehrfunktionslabor in Gang zu setzen.

von Alexander Pesljak

 

Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.

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