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Der 21.07.1991 war ein Tag der mir sicherlich zweifach im Gedächtnis bleibt. Schließlich fand an diesem Tag nicht nur die Mondlandung vor genau 30 Jahren statt, sondern ich legte auch die Amateurfunkprüfung für die Klasse 1 ab. Nach heftigen Herzklopfen, Schwitzanfällen und jeder Menge Zigaretten hatte ich endlich die große Lizenz in der Tasche. Frohen Mutes ging ich nach Hause um dem Hobby auf Kurzwelle zu fröhnen.

Leider mußte ich mir eingestehen, daß ich ein mittelschweres Problem hatte: keine Antennen für diese interessanten Bänder! Also mußte schnell eine Lösung gefunden werden. Ich schloß ich mit Peter (DE7UPK) zusammen, um mit ihm zu beraten, wie wir das in den Griff bekommen könnten.
Der Lösungen waren viele gleich parat, aber durchführbar waren diese kaum und zu groß der Aufwand. Ja einfacher gesagt als getan, denn Berlin ist ganz schön groß und leider darf ich mich bis jetzt zu den antennengeschädigten OM´s zählen. Mein Shack ist sehr klein und dafür kamen keine magnetischen Antennen in Frage und für einen Dipol ist die Wohnung zu kurz...hi, ganz zu schweigen von dem Ärger den ich mit meiner YL bekäme.
Also haben wir uns für die einfachste aller Antennen entschieden, die Langdrahtantenne, in Fachkreisen auch Longwire genannt. Jetzt wird der eine oder andere ins grübeln verfallen, was hat der geschrieben "Shack zu klein und Dipol paßt nicht rein usw.!?" (Anfall von Grössenwahn...hi)
Aber kommen wir doch gleich zur Sache, in großen Städten wie Berlin zum Beispiel gibt es hohe Häuser, die sind aber nicht nur hoch sondern strecken sich auch in die Breite und das ist der Ansatzpunkt. Warum nicht die Außenwand des Gebäudes benutzen da ist doch viel Platz. Natürlich braucht man auch nette Nachbarn um dieses Projekt in die Tat umzusetzen, denn deren Wandhälfte müßte natürlich auch mit genutzt werden.
Alle Fragen wurden geklärt und ich hatte jetzt ca.16 Meter Außenfläche zur Verfügung.
Peter (DE7UPK) nahm sich ein Wochenende für mich Zeit um mir zu helfen, da ich gerade aus dem Krankenhaus kam und meine Bewegungsfreiheit noch stark eingeschränkt war. Bewaffnet mit einer Flasche Silicon, Tesastrips und 20 Meter Antennenlitze gingen wir zu Werke. Zuerst mußte die Litze befestigt und gespannt werden, denn sie sollte waagerecht an der Hauswand verlaufen. Wie es der Zufall will verlief rechts und links am Haus ein Blitzableiter der als Fixierung diente, (ACHTUNG Knoten am Ende der Montage wieder lösen, denn wer benutzt schon gerne seine Geräte als Blitzfang...hi).
Anschließend wird die Litze gespannt und an der Hauswand direkt mit Tesastrips vorfixiert und dann rein zum Fenster. Das war ganz schön anstrengend, denn die Litze durfte nicht durchhängen. Mit einer Siliconspritze wird die Antenne dann endgültig auf der Wand fixiert. Danach die Siliconmasse ca. 24 Stunden aushärten lassen und fertig ist die Longwire a la Hauswand. Zu allerletzt wurde das Ende der Antenne mit einem Bananenstecker (auch Büschelstecker genannt) versehen.
Richtig gelesen, es gibt keinerlei Speiseleitung an dieser Antenne.
Rein damit in den Tuner und mal sehen wie das empfangsseitig funktioniert. Erstaunlich laute Signale auf 20 Meter. Es wurde eindeutig von einigen OM`s davon abgeraten mit dieser "Konstruktion" auf Sendung zu gehen, denn das funktioniert nie!!! Es gab viele Kommentare angefangen von die Hauswand dämpft zu stark bis hin zu TVI.
Aber Amateurfunk heißt auch Experimentalfunk. Also mal versuchen wie sich die Antenne sendeseitig verhält. Power auf On, Heizung der Röhren eingeschaltet und los gehts, aber vorsichtig.
Den Sender abgestimmt, erst mal auf ca. 10 Watt. Super das SWR liegt bei einem Wert von unter 1,5 auf 14 MHZ. Und nun ab in den CW-Bereich um zu schauen ob auch ein QSO drin ist und prompt antwortet auch eine DL-Station. Damit hatte ich mein erstes CW-QSO in meiner HF Laufbahn geloggt.
Nichts besonderes werden jetzt einige denken, doch noch am gleichen Abend, ich rief CQ auf 14 MHz, antwortete mir eine Station mit guten RST. Es war eine JA-Station, JH2OMM, OM Mako aus Nagoya. Mein erstes internationales QSO und die Freude war riesig mit ca 10 Watt und dann gleich Japan....einfach super!
Ich bekam den Rapport von 549. Der Beweis war erbracht, die Antenne geht, wenn auch nur eingeschränkt natürlich. Sie spielt hauptsächlich im 20 Meterband mit einem SWR<2,0. Die Hauptstrahlrichtung entspricht auch der Richtung in der die Hauswand zeigt, auf der die Antenne aufgebracht wurde, in meinem Fall nach Osten.
Mittlerweile gelangen mir mit dieser Antenne auch QSO`s in SSB mit JA und sogar mit LU was eine Überbrückung von ca. 11000 km darstellt. Aber ich denke man braucht auch manchmal eine freundlich gesinnte Ionosphäre, hi.
Also probiert es doch mal aus, es funktioniert tatsächlich, denn manchmal ist einfach besser als kompliziert.
Übrigens ist von TVI im Hause niemand betroffen.

Dank nochmals an Peter (DE7UPK) und an Kuni-san (DF2CW) für den gesponsorten TRX.

Vy73 de DL9TZ Gaston

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